Hechingen. Wenn sie über ihre Arbeit spricht, ist förmlich zu spüren, dass sie diese mit Leidenschaft ausübt. "Hier kann ich mich sehr viel einbringen und mich entfalten", sagt Claudia Stelzig über ihren neuen Aufgabenbereich als Quartiersmanagerin.
Auch wenn die Tätigkeit an sich für sie "Neuland" ist, ist sie dennoch so etwas wie eine Rückkehr zu ihren Wurzeln - sowohl in beruflicher als auch räumlicher Hinsicht. Nach zwölf Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsspital Basel ist die studierte Soziologin und gebürtige Tübingerin, die im April ihre Stelle als Quartiersmanagerin in Hechingen angetreten hat, nun wieder in den süddeutschen Raum zurückgekehrt.
Aktuell ist sie in der Einarbeitungsphase, wobei einarbeiten nicht bedeutet, sich ausschließlich vom Schreibtisch aus ein Bild zu machen. Ganz im Gegenteil. Claudia Stelzig ist viel unterwegs, lernt die Stadt und ihre Bewohner kennen und sucht mit letzteren das Gespräch.
Erfahren, was den Menschen wichtig ist
Die Kommunikation sieht sie als wesentlichen Bestandteil ihrer Arbeit, denn es ist ihr ein großes Anliegen zu erfahren, was den Menschen wichtig ist. "Wer schon längere Zeit hier lebt, der weiß, was hier gebraucht wird", erklärt sie. Doch was genau ist es, das man sich in der Oberstadt wünscht? Dieser Frage widmete sich 2018 eine Studie, die der Caritasverband für das Dekanat Zollern mit der Stadt Hechingen und der Katholischen Hochschule Freiburg durchführte und aus der das Projekt "Wir in der Oberstadt Hechingen - Lebens- und Freiräume entwickeln" resultierte.
Im Mai hatten die Bürger bei einem ersten Treffen im "Museum" Gelegenheit, ihre Wünsche und Ideen zur Oberstadt-Entwicklung zu äußern. Caudia Stelzigs Auftrag geht jedoch weit über dieses Projekt hinaus.
Durch den Zuschuss, den die Caritas von der Deutschen Fernsehlotterie erhalten hat, konnte eine 75-Prozent-Stelle für das Quartiersmanagement geschaffen werden, im Rahmen derer sie ein generationen- und kulturübergreifendes Netzwerk aufbauen möchte; eine Art Nachbarschaftshilfe, die von der Leih-Oma über die Schaffung von Begegnungsstätten bis hin zu einem gemeinsamen Mittagstisch für Jung und Alt viele unterschiedliche Facetten umfasst.
"Das wird in den nächsten Jahren immer wichtiger werden", ist Stelzig überzeugt. Dass dies nicht nur ihr, sondern auch den Bürgern am Herzen liegt, deckt sich mit den Erfahrungen, die sie im persönlichen Gespräch sammelt. In der Altenwohnanlage Graf Eitel-Friedrich, in der sich ihr Hauptbüro befindet, hat die Quartiersmanagerin von den Bewohnern etwa viel über die Bedürfnisse älterer Menschen erfahren.
Generationen zusammenbringen
Immer wieder wurde auch der Wunsch an sie herangetragen, unterschiedliche Generationen zusammenzubringen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Kooperation zwischen dem Kindergarten Fürstin Eugenie und der Altenwohnanlage, bei der sich Kinder und Senioren zu gemeinsamen Spielenachmittagen treffen. Denkbar wäre es, das Haus künftig für ähnliche Aktionen zu öffnen, verweist Stelzig auf eine von vielen Ideen.
Dass das Außengelände der Wohnanlage verschönert werden konnte, ist indes der 72-Stunden-Aktion geschuldet, bei der die Pfadfinder ganze Arbeit geleistet haben. Aktionen wie diese zeigen, dass in Hechingen bereits viel Potenzial vorhanden ist, das nur noch geweckt und kanalisiert werden muss.
"Jeder hat bestimmte Talente", sagt Claudia Stelzig, die sich wünscht, dass die Menschen gegenseitig voneinander profitieren können. Aktuell ist sie deshalb dabei, eine Kartei aufzubauen, in der die verschiedenen Kenntnisse der Ehrenamtlichen dokumentiert werden.
Auch das nächste Projekt steht bereits in den Startlöchern: Zusammen mit dem Familienzentrum wird in Kürze ein Nähkurs für Mütter angeboten. Geplante Aktivitäten sind unter anderem ein Bürgerstammtisch und ein Stadtteilfest. Das zweite Treffen zur Oberstadt-Entwicklung findet am 3. Juli statt.
Weitere Informationen: Quartiersmanagerin Claudia Stelzig ist montags von 14 bis 16 Uhr im Caritas-Gebäude in der Gutleuthausstraße 8 anzutreffen. Mittwochs von 10 bis 12 Uhr freut sie sich über Gespräche im Second-Hand-Laden "Glücksgriff" in der Schloßstraße 21 und donnerstags von 16 bis 18 Uhr in der Altenwohnanlage Graf Eitel-Friedrich in der Kornbühlstraße 10.